In den letzten Jahren ist bei Anlegern ein klarer Trend hin zu indexbasierten Anlagen zu beobachten. Diese Entwicklung ist nicht verwunderlich – erlauben es Indizes schließlich, gewisse Regionen oder Themenbereiche sehr breit abzudecken und dadurch von einer hohen Diversifikation im Anlageportfolio zu profitieren. Zusätzlich ermöglichen Indizes eine einfache Erfolgsmessung, da die Indexkurse regelmäßig auf Websites und in der Tagespresse veröffentlicht werden und damit leicht zugänglich sind.

Indexnachbildung durch ETFs

Möchte ein Anleger in einen Index investieren, wird er zunächst feststellen, dass dies nicht direkt möglich ist. Das bedeutet, er kann nicht einfach „den ATX“ oder „den S&P 500“ erwerben, sondern muss sich Gedanken über die Umsetzung seines Investitionswunsches machen. Bei Aktienindizes wäre eine mögliche Vorgehensweise, die Aktien des Index in ihrer jeweiligen Gewichtung zu erwerben. Dies scheitert jedoch meist an dem erheblichen Aufwand, den damit verbundenen Handelskosten und den erforderlichen Investitionssummen. Am Beispiel des S&P 500 Index wird die Problematik schnell deutlich: Hier müsste der Anleger rund 500 einzelne Aktien erwerben, was für ihn mit erheblichen Handelsgebühren verbunden wäre. Da Aktien nur in ganzen Stücken gekauft werden können, wären für diese Vorgehensweise zusätzlich eine sehr hohes Investitionsvolumen erforderlich. Um nur ein Stück einer jeden Aktie zu erwerben, müsste der Anleger rund 97.000 USD bereitstellen. Die Gewichtung der einzelnen Aktien entsprechend den Vorgaben des Index würde ein Vielfaches dieser Summe erfordern.

ETFs gelten heute für Privatanleger als die transparenteste und kostengünstigste Möglichkeit, um effizient in Indizes zu investieren. Wie klassische Investmentfonds bündeln ETFs die Nachfrage zahlreicher Anleger und erlauben dadurch Indexinvestments bereits ab geringen Summen. Auf wichtige Markt-Indizes, wie z.B. den S&P 500, gibt es eine Vielzahl von ETFs unterschiedlicher Anbieter. Neben den Produktkosten, die die Fondsgesellschaft erhebt, sind zwischen diesen ETFs eine Reihe weiterer Unterscheidungsmerkmale auszumachen, wie beispielsweise die Genauigkeit der Index-Abbildung, die Ausschüttungspolitik und die Denominierung der ETF-Fondsanteile. Wer Währungsrisken vermeiden will, kann in abgesicherte „EUR-hedged“ Anteilsklassen investieren.

Unterschiedliche Replikationsmethodiken: Physisch & synthetisch

Ziel der meisten ETFs ist es, den jeweiligen Index so genau wie möglich nachzubilden. Dafür stehen dem ETF-Anbieter unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung, die als Replikationsmethoden bezeichnet werden. Die wohl am einfachsten nachzuvollziehende Methodik ist die physische Replikation. Hierbei erwirbt der ETF die einzelnen Wertpapiere des Index in ihrer jeweiligen Gewichtung und hält diese dann im Portfolio, um so die Wertentwicklung des Index zu erreichen.

Im Gegensatz dazu ist die synthetische Replikation etwas komplexer. Auch bei der synthetischen Replikation hält der ETF meist physisch Wertpapiere im Portfolio. Diese müssen allerdings nicht den Wertpapieren des Index entsprechen. Um nun die gewünschte Wertentwicklung des Index zu erreichen, schließt der ETF eine Vereinbarung mit ausgewählten Banken, einen sogenannten Swap. Der Begriff „to swap“ bedeutet ins Deutsche übersetzt, „etwas zu tauschen“, und genau das ist das Ziel der Vereinbarung: Der ETF zahlt an die Bank die Wertentwicklung der von ihm gehaltenen Wertpapiere und erhält dafür im Gegenzug die Wertentwicklung des gewünschten Index.

Wesentliche Vor- & Nachteile der synthetischen Replikation

Die synthetische Replikation wird in unterschiedlichen Bereichen angewendet. Ihr Einsatz ist bei Aktieninvestments insbesondere dann interessant, wenn Märkte abgebildet werden, in denen Quellensteuervorteile erzielt werden können. Unter Quellensteuern versteht man die Besteuerung von Dividenden in demjenigen Land, in dem die Ausschüttung erfolgt. Am US-amerikanischen Aktienmarkt beträgt die Quellensteuer 30%, sodass folglich nur 70% der Dividenden an den Anleger fließen bzw. reinvestiert werden können. Bei ETFs auf den eingangs genannten S&P 500 Index bietet die synthetische Replikation einen attraktiven Steuervorteil, denn die geswapte Rendite unterliegt nicht der Quellensteuer, sodass auf Fondsebene mehr Rendite verbleibt. Das sind derzeit pro Jahr rund 0,6% Zusatzertrag im ETF.

Relative Wertentwicklung des S&P 500 Index mit und ohne Quellensteuern seit April 2018
Die Grafik zeigt die relative Wertentwicklung des S&P 500 Gross Total Return (GTR) Index im Vergleich zum S&P 500 Net Total Return (NTR) Index, welcher auf die Null-Linie normiert wurde. Im Gegensatz zum NTR Index berücksichtigt der GTR Index keine Quellensteuern, was die bessere Wertentwicklung erklärt. Der Abstand zwischen dem NTR Index und dem GTR Index erhöht sich folglich an allen Tagen, an denen die Aktien des Index Dividenden ausschütten. Der Invesco S&P 500 UCITS ETF bietet Anlegern die Möglichkeit, an der Wertentwicklung des GTR Index zu partizipieren. Hierfür fallen Kosten von 0,05% pro Jahr an.
Quelle: Bloomberg, 30.04.2018 bis 30.04.2021.

Als Nachteil der synthetischen Replikation wird, neben der höheren Komplexität, häufig das Gegenparteirisiko ins Feld geführt. Dieses entsteht aus dem Versprechen der Investmentbank, die gewünschte Wertentwicklung des Index zu liefern und der damit verbundenen Frage, ob die Bank dieser Verpflichtung nachkommen kann. Hier gilt es abzuwägen, wie die Anbieter synthetischer ETFs mit diesem Risiko umgehen. Mittlerweile werden äußerst robuste Lösungen angeboten. So kommen in der Regel mehrere unterschiedliche Gegenparteien zum Einsatz, die fortlaufend überwacht werden. Zusätzlich wurden strenge Obergrenzen hinsichtlich des offenen Risikos eingeführt. Bei Invesco liegt diese Grenze für alle größeren ETFs bei maximal 1% des Fondsvolumens zum Ende des Handelstages.

Fazit: ETFs sind eine sehr effiziente Anlageform, um in unterschiedliche Indizes zu investieren. Die synthetische Replikation ist in der Risikobeurteilung zweifelsohne herausfordernd, kann aber durchaus lohnend sein.



KOMMENTAR SAVITY
Wir setzen zwar bevorzugt physisch replizierende ETFs ein. Diese können aber tatsächlich einen erheblichen Steuernachteil gegenüber synthetisch replizierten ETFs aufweisen. Sofern der Zielmarkt (wie z.B. US-Aktien) über einen tiefen Derivativmarkt verfügt und synthetisch leicht replizierbar ist, investieren wir in solchen Fällen auch in synthetisch replizierende ETFs. Voraussetzung dafür ist allerdings die Qualität des ETF-Anbieters, der über einen soliden Risikomanagement-Ansatz verfügen muss und das Gegenparteirisiko nachweislich minimiert.