Historische Parallelen zu den derzeitigen Ereignissen zu ziehen ist schwierig, aber die folgende Tabelle kann bei der Einschätzung für Investoren nützlich sein. Die Aufstellung zeigt, wie sich der global wichtige US-Aktienmarkt nach großen geopolitischen Krisen und militärischen Angriffen entwickelte:

Entwicklung des US-Aktienmarkts nach großen geopolitischen Krisen und militärischen Angriffen
Performance des US-Index S&P 500 jeweils 1, 3 und 12 Monate nach dem jeweiligen Ereignis.
EreignisDatumEntwicklung
1 Monat3 Monate12 Monate
Pearl Harbor07.12.1941-3,4%-12,7%0,4%
Sueskrise31.10.1956-2,8%-3,8%-11,5%
Kubakrise20.10.19628,7%17,7%32,0%
Ölpreiskrise17.10.1973-7,0%-13,2%-36,2%
Geiselnahme von Teheran03.11.19794,2%11,6%24,3%
Sowjetische Intervention in Afghanistan25.12.19795,6%-7,9%25,7%
Invasion Kuwaits03.08.1990-8,2%-13,5%10,1%
Golfkrieg17.01.199115,2%23,5%33,1%
Augustputsch in Moskau17.08.19910,0%3,0%8,9%
Anschlag auf das World Trade Center26.02.19931,2%2,5%6,4%
Terroranschläge 11. September11.09.2001-0,2%2,5%-18,4%
Irakkrieg20.03.20032,2%15,6%28,4%
Durchschnitt1,3%2,1%8,6%
Anteil positive Entwicklung50%58%75%
Quelle: Bloomberg, Truist IAG

Keine Krise gleicht einer anderen – es ist also Vorsicht geboten, direkte Schlüsse zu ziehen: Der Augustputsch in Moskau gegen Michail Gorbatschow (1991) löste einen Kursrutsch aus, aber der Putsch war Ende der Woche vorbei und alle Verluste des Marktes waren wiedergutgemacht. Dies war eine große politische Überraschung, aber sie wurde auch mit bemerkenswerter Schnelligkeit gelöst. Saddam Husseins Invasion in Kuwait (1990) trieb Aktien in einen kurzen Bärenmarkt, aber die erstaunlich schnelle Lösung des folgenden Krieges ermöglichte eine vollständige Erholung innerhalb von 12 Monaten.

Es besteht die Chance, dass auch die Situation in der Ukraine auf eine Weise gelöst wird, mit der die meisten von uns leben können. Vermutlich kein Land oder politischer Akteur hat Interesse an dem Albtraumszenario eines offenen Krieges oder schwerer Sanktionen. Dies zeigt, dass es derzeit riskant wäre, ganz aus Aktien auszusteigen. Aktien steigen die meiste Zeit, und es ist wahrscheinlicher, dass sie steigen, nachdem sie gerade gefallen sind. Andererseits bedeutet es aber auch, dass es keine gute Idee ist, bei Aktien „all-in“ zu gehen, solange noch viele sehr schädliche Szenarien denkbar sind.

Aktuelle Markteinschätzung

Am Morgen des 22. Februars hat Russland zwei Provinzen der Ukraine offiziell anerkannt und dorthin Truppen entsandt. Die Märkte reagierten darauf bei Eröffnung sehr stark, unter anderem deshalb, weil am Vortag die US-Börsen wegen eines Feiertags geschlossen waren.

1. Turbulenzen werden anhalten

Wir gehen davon aus, dass sich die heutige Hysterie beruhigen wird. Deshalb haben wir auch den für heute geplanten Handelstag auf morgen (23. Februar) verschoben. Denn der Markt reagierte sehr emotional auf Schlagzeilen, ohne sich Zeit zu nehmen, weitere Entwicklungsszenarien zu evaluieren. Neben Kurssprüngen bedeutet das auch hohe Bid-Offer Spreads. Darunter versteht man den Abstand zwischen An- und Verkaufspreisen, der sich in solchen Marktphasen extrem ausweiten kann. Man spricht von einem „dünnen“ Markt – und da wollen wir nicht hineintappen.

Sollte man diese Marktverwerfungen also nutzen, um günstig Aktienpositionen aufzubauen? Dafür ist es unserer Einschätzung nach derzeit zu früh. Solange es keine politische Lösung gibt, bleibt die Lage angespannt, und wir erwarten durchaus höhere Marktschwankungen.

2. Wie reagiert Savity auf dieses Marktumfeld?

Erfreulicherweise geht Savity in den risikogemanagten Strategien (Savity Classic, Green und Legends) mit einer vorsichtigen Positionierung in diese Krise. Das hat uns bereits in den letzten schwierigen Wochen der Börsen-Korrektur geholfen, Verluste abzufedern, ist aber vor der aktuellen Herausforderung besonders wertvoll.

Sollte sich die Situation weiter zuspitzen, müssen wir davon ausgehen, dass Sanktionen und höhere Rohstoffpreise unseren Wirtschaftsraum am unmittelbarsten treffen werden. Deshalb reduzieren wir europäische Aktiengewichtungen, während wir unsere anderen global gestreuten Positionen beibehalten und für ein stärkeres Engagement auf eine Bodenbildung warten. Auch halten wir an dem für uns atypisch hohen Anteil nicht-währungsgesicherter Positionen fest, da eine Schwäche des Euro-Raums uns so Kursgewinne bescheren würde.

Die risikoaversen Portfolios profitieren kurzfristig von einer Flucht in sichere Anlagen, wie Staatsanleihen. Allerdings wird dieser Trend nicht von Dauer sein – solange der Inflationsdruck nicht nachlässt, was wir nicht erwarten. Deshalb nehmen wir keine Änderungen in den Anleihegewichtungen unserer Portfolios vor.

Was Anleger tun sollten

Bei der Frage, wie Anleger auf diese Situation reagieren sollten, geben wir Ihnen denselben Rat, wie zu Beginn der Coronakrise und dem damaligen Einbruch an den Börsen:

Eines der wichtigsten Dinge, die ein Anleger angesichts der Marktunsicherheit tun kann, ist sicherzustellen, dass seine Anlagestrategie das richtige Ertrags-/Risikoniveau aufweist.

Wenn Ihre geplante Anlagedauer kürzer ist, sollte Ihr Portfolio bereits ein geringes Risiko aufweisen. Dies schützt Ihre Anlage vor Marktschwankungen – unabhängig davon, ob es sich um eine politische Krise handelt oder nicht. Wenn Ihr Anlagehorizont längerfristig ist, ist es in der Regel am besten das entsprechende Ertrags-/Risikoniveau beizubehalten und keine angstbasierten Änderungen vorzunehmen.

Schließlich weiß man nie, wann der Markt einen guten Tag haben wird. Beispielsweise erzielte der amerikanische Aktienindex S&P 500 zwischen 1993 und 2013 eine jährliche Rendite von 9,2%. Wenn Sie jedoch nur die zehn besten Tage in diesem Zeitraum verpasst hätten, wäre Ihre jährliche Rendite auf etwa die Hälfte (5,4%) gesunken (Quelle: Business Insider). Wenn der Markt einen guten Tag hat, dann möchten Sie dabei sein – und nicht zusehen.

Es ist leicht, von besorgniserregenden Schlagzeilen in den Medien mitgerissen zu werden. Der beste Weg zum langfristigen Anlageerfolg besteht jedoch darin, eine Strategie zu verfolgen, deren Risiko dem Anlageziel entspricht, und diese Strategie konsequent beizubehalten.

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