Dieses Jahr hat sich für Anleger bisher als kein gutes erwiesen. Die Invasion der Ukraine durch Russland hat eine humanitäre Krise verursacht und viele Länder dazu veranlasst, Sanktionen gegen Russland zu verhängen. Auch wenn Russland und die Ukraine am globalen Kapitalmarkt kaum Gewicht haben, hat dies zu einer erhöhten Volatilität an den globalen Märkten geführt. Darüber hinaus sind beide wichtige Rohstofflieferanten. Gleichzeitig verlängert die sture Zero-Covid-Politik Chinas die globalen Lieferengpässe. Die Inflation ist folglich hoch, die Zinsen steigen und Anleihen- und Aktienkurse sind eingebrochen. Hinzukommen nun Befürchtungen über eine mögliche bevorstehende Rezession.

Der Kapitalmarkt ist keine Einbahnstraße

Diese Unsicherheiten belasten die Kapitalmärkte in diesem Jahr. Auch wenn der Aktienmarkt langfristig gesehen gestiegen ist, sind zwischenzeitliche, unterjährige Verluste durchaus die Regel. Die gute Entwicklung des Aktienmarkts in den letzten Jahren lässt dies mitunter in Vergessenheit geraten. Nachfolgende Grafik zeigt, dass der europäische Aktienindex MSCI Europe trotz eines durchschnittlichen Rückgangs von 15,4% im Jahresverlauf in den meisten der letzten 42 Jahren eine positive Rendite erzielt hat. Der aktuelle Rückgang bei Aktien von knapp 15% seit Jahresbeginn liegt genau bei diesem langjährigen Durchschnitt. Es handelt sich somit um Schwankungen, die in risikoreicheren Strategien (mit höherer Aktienquote) regelmäßig vorkommen und mit denen Anleger dementsprechend zu rechnen haben.

Verluste des MSCI Europe Index im Jahresverlauf ggü. den Erträgen des Kalenderjahres

Erträge in Prozent der Lokalwährung (Euro). Die Erträge von 1980 bis 2021 beziehen sich auf das jeweilige Kalenderjahr, 2022 auf den bisherigen Jahresverlauf. Trotz eines durchschnittlichen Rückgangs von 15,4% im Jahresverlauf sind die Jahreserträge in 32 von 42 Jahren positiv.

Quelle: J.P. Morgan Asset Management, eigene Berechnung (Stand der Daten 13. Juni 2022).

Hohe Inflation und steigende Zinsen

Doch nicht nur bei Aktien waren in diesem Jahr Verluste zu verzeichnen – auch bei Anleihen: Der globale Anleiheindex Bloomberg Global-Aggregate hat seit Jahresbeginn ebenfalls fast 15% an Wert verloren (Quelle: Bloomberg, Stand: 13. Juni 2022). Das ist für Anleihen ungewöhnlich viel.

Grund für die Verluste bei den Anleihen sind die Zinsanhebungen durch die Zentralbanken. Steigende Zinsen wirken sich negativ auf die Kurse von Anleihen aus und führen zu Kursverlusten bei Anleihe-Investoren. Die anhaltend hohe Inflation in den USA und in Europa machen Zinsanhebungen zur Bekämpfung der Inflation praktisch unausweichlich. Die Teuerungsrate in der Euro-Zone liegt derzeit mit 8,1% auf einem Rekordhoch.

Wie beeinflussen Zinsen die Inflation? Eine Erklärung für steigende Preise – also eine hohe Inflationsrate – ist ein Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage. Durch eine Zins-Anhebung verteuern Zentralbanken die Kreditaufnahme.

Beispielsweise steigen dadurch die Zinsen für Immobilienkredite, wodurch ein Hauskauf teurer wird. Das senkt die Preissteigerungen bei Immobilien möglicherweise nicht sofort, weil das Angebot an Materialien und verfügbaren Arbeitskräften so knapp und die Nachfrage so hoch ist – hauptsächlich wegen der Pandemie. Gegen diese Engpässe kann eine Zentralbank nicht viel tun. Aber wenn sich diese Lieferengpässe lösen, werden höhere Zinssätze wahrscheinlich das Verhältnis von Angebot und Nachfrage verschieben und die Inflationsrate senken. Konsumenten können durch höhere Kreditzinsen weniger konsumieren (z.B. Auto- oder Immobilienkredit), aber auch Investitionen für Unternehmen werden teurer.

Durch die Anhebung der Zinsen versucht die Zentralbank also, Markteilnehmer dazu zu bringen, weniger Geld auszugeben und die Nachfrage zu senken. Und das sollte die Inflation senken.

Starke Zinsanhebungen könnten die Weltwirtschaft jedoch „abwürgen“ und möglicherweise in eine Rezension führen. Diese Angst belastete die globalen Aktienmärkte in den letzten Tagen.

Wie reagiert Savity auf das aktuelle Marktumfeld?

Alle Savity-Anlagestrategien sind breit diversifiziert und investieren global in verschiedene Märkte. Dadurch sind unsere Strategien nicht von der Entwicklung eines einzelnen Marktes oder einer Region abhängig. Bereits Anfang dieses Jahres haben wir bei allen Strategien Maßnahmen ergriffen, die unsere Portfolios bei hoher Inflation und steigenden Zinsen robuster aufstellen.

Bei den risikogemanagten Strategien (Savity Classic, Savity Green und Savity Legends) haben wir rechtzeitig auf die Entwicklung in der Ukraine reagiert und konnten die Kursverluste gegenüber dem Markt deutlich geringer halten. Zunächst haben wir den Anteil risikoreicher Anlageklassen (insbesondere Aktien) gesenkt und im Gegenzug den Cash-Anteil erhöht. Wir haben einen Fokus auf Aktien hochwertiger und dividendenstarker Unternehmen gesetzt, die bei steigender Inflation und steigenden Zinsen tendenziell weniger verwundbar sind. Weiters haben wir den Anteil nicht-währungsgesicherter Positionen in den Portfolios erhöht und konnten dadurch von der Euro-Schwäche profitieren. Auf der Anleihen-Seite investierten wir schon seit Anfang 2021 kaum in Anleihen mit längeren Laufzeiten, die durch die erwarteten Anhebungen der Leitzinsen an Wert verloren haben. Auch wenn eine negative Rendite nie erfreulich ist, ist es uns durch diese Maßnahmen gelungen die Verluste deutlich zu reduzieren. Bei Anleihen erwarten wir übrigens am ehesten Signale einer Bodenbildung. Immerhin haben die Renditen für 10-jährige Staatsanleihen in den USA bereits die 3,25% Marke erreicht, und unsere Modelle haben nun erstmals seit 18 Monaten eine etwas höhere Zinssensitivität für Zielallokationen ausgewiesen.

Savity Grow verfolgt im Gegensatz zu den risikogemanagten Portfolios eine Anlagestrategie, bei der die Aktienquote konstant gehalten wird. Das bedeutet in Zeiten fallender Aktienkurse auch tendenziell höhere Verluste; die Rendite steht mehr im Gleichklang mit der Entwicklung des globalen Marktes. Während wir bei dieser Strategie also nicht direkt eingreifen, haben wir doch im Zuge des Rebalancings im Februar Anpassungen vorgenommen, die uns im gegenwärtigen Marktumfeld helfen: Bei den Aktien wurde ein stärkerer Fokus auf substanzstarke Unternehmen gesetzt und es wurde der Anteil der nicht-währungsgesicherter Positionen in den Portfolios erhöht (um von der Dollar-Stärke zu profitieren). Bei den Anleihen wurde die durchschnittliche Anleihelaufzeit, nach einer Reduktion im letzten Jahr, noch weiter reduziert.

Was sollte ich als Anleger tun?

Es wäre unseres Erachtens angesichts negativer Realrenditen falsch, eine langfristig orientierte Anlage aus Angst vor temporären Schwankungen über den Haufen zu werfen, auch wenn es für den Moment schwerfallen mag. Das Letzte, was man tun möchte, ist, in Panik zu verkaufen, Verluste zu realisieren und die Gelegenheit einer Markterholung zu verpassen.

Dies ist nicht das erste Mal, dass wir Volatilität oder eine Krise erleben, und es wird sicherlich nicht das letzte Mal sein. Wir alle erinnern uns an die Pandemie, die Finanzkrise und die Technologieblase im Jahr 2000. Auf starke Kursverluste folgten meist Erholungen mit hohen Gewinnen – verpasst man diese, hat es schlechte Auswirkungen auf die erzielte Performance. Nur einige wenige gute Börsentage zu verpassen kann viel Ertrag kosten: Beispielsweise erzielte der amerikanische Aktienindex S&P 500 zwischen 1993 und 2013 eine jährliche Rendite von 9,2%. Hätten Sie nur die zehn besten Tage in diesem Zeitraum verpasst, wäre Ihre jährliche Rendite auf etwa die Hälfte (5,4%) gesunken (Quelle: Business Insider).

Anstatt zu versuchen, den Markt zu timen, empfehlen wir die Anlagestrategie konsequent zu verfolgen. Wer einen Sparplan für laufende Zuzahlungen nutzt, sollte diesen – sofern es die finanzielle Situation erlaubt – weiterlaufen lassen. Anleger können volatile Märkte und niedrigere Kurse nutzen, um einen günstigeren durchschnittlichen Einstiegskurs zu erzielen. Welche positiven Effekte die Portfoliorendite durch günstiges Nachkaufen haben kann, haben wir in einem früheren Blogbeitrag nachgerechnet.

Unsere Anlagestrategien sind langfristig ausgerichtet. Denken Sie daran, dass Investieren ein Marathon ist – kein Sprint. In Zeiten wie diesen ist es entscheidend, Ruhe zu bewahren und inmitten der Unsicherheit auf Kurs zu bleiben.

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