Für Eilige: Das Wichtigste in Kürze

Der Geldmarkt ist ein wichtiger Teil des Finanzsystems, auf dem kurzfristige Finanzinstrumente wie Kredite und festverzinsliche Wertpapiere gehandelt werden. Hier treffen sich Banken, Unternehmen oder Regierungen, um Geld auszuleihen oder anzulegen. Die gehandelten Finanzinstrumente haben kurze Laufzeiten von normalerweise weniger als einem Jahr.

Der Geldmarkt ist wichtig für das Funktionieren der Wirtschaft, weil er es den Teilnehmern einerseits ermöglicht, schnell und einfach auf kurzfristige Finanzierungen zuzugreifen und somit kurzfristige finanzielle Bedürfnisse zu erfüllen. Andererseits können die Teilnehmer überschüssige Gelder sicher anlegen. Privatanleger können beispielsweise über Geldmarktfonds einfach am Geldmarkt anlegen.

Die Zinssätze auf dem Geldmarkt orientieren sich am „Leitzins“ der Zentralbank sowie an Angebot und Nachfrage nach Kreditmitteln. Wenn es viele Kreditnehmer gibt, steigen die Zinssätze, und wenn es viele Kreditgeber gibt, sinken die Zinssätze.

Der Geldmarkt ist intensiv durch den Staat reguliert. Er ist zwar nicht völlig risikofrei, aber im Vergleich zu anderen Finanzmärkten bzw. Anlageformen (etwa Aktien am Kapitalmarkt) relativ risikoarm.

… und wenn Sie es etwas genauer wissen wollen:

Der Geldmarkt ist ein Teil des Finanzsystems, an dem die Teilnehmer Geldgeschäfte tätigen können, um kurzfristige finanzielle Bedürfnisse zu erfüllen. Er ist wichtig, damit die Liquidität (also die Fähigkeit, schnell auf Geldmittel zuzugreifen) in der Wirtschaft aufrechterhalten wird. Bildhaft gesprochen könnte man sich den Geldmarkt als einen belebten Marktplatz vorstellen, auf dem sich Banken, Unternehmen oder Regierungen und sonstige Investoren treffen, um mit Geld zu handeln. Ein anderes Bild – aus Anlegersicht – wäre ein temporärer „Parkplatz“ für Geldmittel.

Anhand einiger wichtiger Begriffe möchten wir die Funktionsweise des Geldmarktes genauer erklären:

Geldmarktteilnehmer

Auf dem Geldmarkt sind verschiedene Akteure („Geldmarktteilnehmer“) aktiv, darunter Banken, andere Unternehmen, Regierungen und sonstige Investoren – unter ihnen auch Geldmarktfonds. Diese Akteure verfügen über überschüssige Geldmittel, die sie für kurze Zeiträume anlegen möchten. Sie können dieses Geld auf dem Geldmarkt an andere Teilnehmer verleihen und erhalten dafür Zinsen. Dies erfolgt durch den Kauf von bestimmten Finanzinstrumenten (wie Kredite und festverzinsliche Wertpapiere).

Auf der anderen Seite gibt es Geldmarktteilnehmer, die kurzfristig Geldmittel benötigen, sei es zur Finanzierung von Betriebskosten oder zur Deckung von kurzfristigen Schulden. Diese können sich Geld auf dem Geldmarkt ausleihen, indem sie bestimmte Finanzinstrumente verkaufen.

Geldmarktzinsen

Die Preise (ausgedrückt in Zinssätzen) auf dem Geldmarkt werden – wie bei jedem Markt – in erster Linie durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Wenn zu einem bestimmten Zeitpunkt viele Marktteilnehmer Geld ausleihen wollen, steigen die Zinsen, und wenn wenige Teilnehmer Geldmittel benötigen, sinken die Zinsen.

Darüber hinaus orientieren sich die Zinssätze am Geldmarkt an den Entscheidungen der Zentralbank (z.B. im Euro-Raum die Europäische Zentralbank EZB gemeinsam mit den nationalen Notenbanken). Die Zentralbank legt die sogenannten „Leitzinsen“ fest, zu denen bestimmte Banken Geld bei der Zentralbank direkt ausleihen oder anlegen können. Dadurch setzt die Zentralbank im Wesentlichen Maximal- und Minimalzinsen fest, zwischen denen sich die Geldmarktzinsen im Normalfall bewegen.

Laufzeiten am Geldmarkt

Der Geldmarkt konzentriert sich auf kurzfristige Finanzinstrumente, in der Regel mit Laufzeiten von weniger als einem Jahr. Dies unterscheidet ihn von anderen Finanzmärkten, auf denen Finanzinstrumente mit langfristigen Verpflichtungen gehandelt werden – etwa Aktien oder Anleihen am Kapitalmarkt.

Liquidität

Der Geldmarkt bietet hohe Liquidität, was bedeutet, dass es relativ einfach und günstig ist, dort Geld auszuleihen oder zu verleihen – ohne viel Zeit, Aufwand oder Kosten zu investieren. Dies macht den Geldmarkt attraktiv für kurzfristige Finanztransaktionen.

Geldmarktinstrumente

Auf dem Geldmarkt werden verschiedene Finanzinstrumente (sogenannte „Geldmarktinstrumente“) gehandelt, darunter kreditähnliche Geldmarktpapiere wie „Treasury Bills“ (kurzfristige Schuldtitel der Regierung), „Commercial Papers“ (kurzfristige Schuldtitel von Unternehmen) und Einlagenzertifikate (kurzfristige Einlagen bei Banken). Beim Handel mit Treasury Bills werden diese von Investoren (etwa Geldmarktfonds) gekauft, die ihr Geld für kurze Zeit an die Regierung verleihen möchten. Am Ende der Laufzeit zahlt die Regierung den Investoren dann den geliehenen Betrag plus Zinsen zurück.

Wie hoch ist der Zinssatz am Geldmarkt?

Für den Euro-Raum veröffentlicht die EZB täglich den sogenannten „€STR“-Zinssatz (Euro Short-Term Rate, vormals bis September 2019: „EONIA“ – Euro OverNight Index Average). Das ist jener Zinssatz, zu dem sich Banken am Geldmarkt untereinander Geldmittel für einen Tag leihen. Der €STR ist somit ein Indikator für die aktuellen Zinsen am Geldmarkt.

Die folgende Grafik zeigt den Verlauf dieses Zinssatzes in den letzten Jahren. Wie man sieht, sind die Zinsen – ebenso wie die Leitzinsen der EZB – seit etwa einem Jahr stark angestiegen, nachdem sie davor sogar über Jahre negativ waren. Somit gibt es seit längerer Zeit wieder attraktivere Zinsen am Geldmarkt. Aktuell (Stand 22.09.2023) steht der €STR bei einem Zinssatz von 3,905% p.a.

Geldmarktzinsen im Euro-Raum seit 1999

Durchschnittliche monatliche Werte des Euro-Geldmarktzinssatzes p.a. (bis 30.09.2019: EONIA, ab 01.10.2019: €STR).

Quelle: EZB-Datenportal
Die Zinsentwicklung der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung zu.

Wie sicher ist der Geldmarkt?

Durch die kurzen Laufzeiten und die hohe Liquidität bietet der Geldmarkt einen relativ hohen Grad an Sicherheit, da die verliehenen Gelder nicht lange gebunden sind und rasch und einfach abgerufen werden können. Zudem haben Geldmarktinstrumente, insbesondere solche, die von Regierungen oder Unternehmen mit erstklassiger Bonität ausgegeben werden, ein sehr geringes Ausfallrisiko. Es ist bei diesen Emittenten also sehr unwahrscheinlich, dass sie ihre Verbindlichkeiten (Kredite) nicht bedienen können, also das ausgeliehene Geld am Ende der vereinbarten Laufzeit nicht zurückzahlen können. Schließlich ist der Geldmarkt in den meisten Ländern sehr streng vom Staat reguliert, da er eine derart wichtige Bedeutung für das Funktionieren des Finanzsystems und der Wirtschaft hat. Aufgrund des relativ hohen Grades an Sicherheit sind die Renditen am Geldmarkt im Regelfall niedriger als bei anderen Investitionen mit längerer Laufzeit und höherem Risiko.

Trotzdem ist auch der Geldmarkt nicht völlig risikofrei: Obwohl das Risiko, dass ein Schuldner seinen Kredit nicht oder nicht vollständig zurückbezahlen kann, aufgrund der kurzen Laufzeit gering ist, kann es nicht ganz ausgeschlossen werden, dass doch einmal einzelne Teilnehmer in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Trotz der sehr hohen Liquidität des Geldmarktes an sich können einzelne Geldmarktinstrumente zeitweise auch geringere Liquidität aufweisen. Dies kann beispielsweise bei fehlendem Vertrauen der Mehrheit der Marktteilnehmer in der Bonität eines Schuldners der Fall sein. Schließlich besteht auch am Geldmarkt – wie bei jedem Markt – ein Marktrisiko: Die Preise von Geldmarktinstrumenten können aufgrund von Veränderungen in den Zinssätzen und anderen Marktfaktoren schwanken, was zu Gewinnen oder Verlusten führen kann. Aufgrund der kurzen Laufzeiten sind diese Marktschwankungen in der Regel jedoch deutlich geringer als am längerfristigen Anleihenmarkt.

Was sind Geldmarktfonds?

Auch für den Geldmarkt existieren Investmentfonds, die sich auf die Anlage ausschließlich oder überwiegend in Geldmarktinstrumente spezialisiert haben. In diese Fonds können sowohl private als auch institutionelle Investoren (wie große Unternehmen, Versicherungen oder Pensionskassen) ihr Geld veranlagen. Die professionellen Fondsmanager dieser „Geldmarktfonds“ sind dafür verantwortlich, Emittenten und Geldmarktinstrumente so auszuwählen, dass einerseits den Fondsanlegern die am Geldmarkt erzielbaren Renditen zugänglich gemacht und nach Möglichkeit maximiert werden. Andererseits soll durch Investments in eine Vielzahl an Instrumenten (hunderte oder gar tausende) das Risiko einzelner Ausfälle (Ausfallrisiko wie oben beschrieben) minimiert werden.

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