Marktentwicklung

2022 war eines jener Jahre mit den schwächsten Kursentwicklungen an den Finanzmärkten seit längerer Zeit. Fast alle Anlageklassen erlebten im vergangenen Jahr eine negative Wertentwicklung. Grund dafür waren hauptsächlich die unerwartet hohen Inflationszahlen, die sich vorübergehend sogar im zweistelligen Bereich bewegten. Neben der seit der Finanzkrise dauerhaft lockeren Geld- und Fiskalpolitik trugen auch die Folgen der Covid-Pandemie mit Lieferengpässen und Störungen im globalen Güteraustausch und der Angriff Russlands auf die Ukraine zu den massiven Preissteigerungen, u.a. im Energie- und Lebensmittelbereich bei. Die hohe Inflation veranlasste die Zentralbanken dazu, die Leitzinsen schneller und stärker zu erhöhen, als ursprünglich erwartet, worunter die meisten Finanzanlagen deutlich zu leiden hatten.

Im vierten Quartal traten zudem die Sorgen vor einem Einbruch der Wirtschaft in den Fokus der Anleger. Hohe Inflation, sinkende Kaufkraft der Konsumenten und eine schwächelnde chinesische Wirtschaft lasteten auf der Stimmung an den Finanzmärkten.

Trotz Wertzuwächsen im 4. Quartal: Zweistellige Verluste für Aktien und Anleihen in 2022
Entwicklung wesentlicher Anlageklassen
4. Quartal
Gesamtjahr 2022
* währungsgesichert
Quelle: Eigene Berechnung, Infront. Die Wertentwicklung der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung zu. Bitte beachten Sie die rechtlichen Hinweise am Ende des Artikels.

Aktien

Hohe Inflation, steigende Zinsen und Rezessionsängste sorgten 2022 für das schwächste Aktienjahr seit der globalen Finanzkrise im Jahr 2008. Daran konnten auch die Kursgewinne im 4. Quartal nichts ändern. Speziell auch der Russland-Ukraine-Krieg und Chinas Null-Covid-Politik belasteten die Märkte das ganze Jahr über stark.

Die Unsicherheit über das globale Wirtschaftswachstum und auch die Ungewissheit im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg wird 2023 weiter anhalten, weshalb wir vorerst noch eine vorsichtige Haltung in der Portfoliogestaltung einnehmen. Ein wichtiger Impuls für die Aktienmärkte könnte durch die Rücknahme der Covid-Restriktionen in China kommen. Auch die weitere Vorgehensweise der Zentralbanken, die den Spagat zwischen Inflationsbekämpfung und Vermeidung einer Rezession schaffen wollen, wird für den Kursverlauf an den Aktienmärkten in diesem Jahr von entscheidender Bedeutung sein.

Anleihen

Die steigenden Geldmarktzinsen und die anhaltend hohe Inflation belasteten auch die Anleihemärkte, deren Jahrzehnte andauernder Bullenmarkt abrupt endete. Staatsanleihen, die oft als „sicherer Hafen“ der Kapitalanlage in unruhigen Zeiten bezeichnet werden, konnten diese Eigenschaft im Jahr 2022 nicht bestätigen. Kursverluste von Anleihen gingen Hand in Hand mit jenen der Aktien und die oft entgegengesetzte Kursentwicklung der beiden Anlageklassen kam in der jüngsten Marktphase aufgrund der Zins- und Inflationssorgen nicht zum Tragen.

Eines der schlechtesten Jahre für ausgewogene Portfolios
Jährliche Entwicklung eines Portfolios mit 50% Aktien (US-Aktienindex S&P500) und 50% Anleihen (10-jährige US-Staatsanleihen)
» Die stark negative Performance sowohl bei Anleihen als auch bei Aktien führte zu einem erheblichen Verlust für ausgewogene Portfolios (50% Aktien, 50% Anleihen). Das Jahr 2022 zählt damit zu den schlechtesten innerhalb der letzten 100 Jahre.
Quelle: Amundi Institute. Stand der Daten: 5. Dezember 2022. Die Wertentwicklung der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung zu.

Anleihenmärkte erscheinen uns angesichts der letzten Zinsanstiege wieder attraktiver gepreist zu sein und werden wieder einen wichtigen Bestandteil im Aufbau eines gemischten Portfolios darstellen, sowohl um Risiko zu reduzieren als auch um positiv zum Gesamtertrag beizusteuern. Beispielsweise liegt die Rendite für europäische Unternehmensanleihen mit guter Bonität mittlerweile bei über 4%, Ende 2021 lag diese noch bei 0,6%.

Weitere Anlageklassen

Der US-Dollar gewann im Jahr 2022 gegenüber dem Euro stark an Wert, was auf die stärkeren Zinserhöhungen der US-Notenbank und die Flucht in sichere Anlagen angesichts der Besorgnis über die Weltwirtschaft, die Energiekrise sowie die Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Russland-Ukraine-Konflikt zurückzuführen war. Im 4. Quartal stieg hingegen der Euro gegenüber dem US-Dollar an, was auf die verschärfte Rhetorik der Europäischen Zentralbank in Bezug auf ihre künftige Zinspolitik zurückzuführen war.

Rohstoffe konnten aus Sicht eines europäischen Anlegers Kursgewinne verbuchen. Da die meisten Rohstoffe in US-Dollar gehandelt werden und dieser gegenüber dem Euro deutlich zulegen konnte, verteuerte sich der Preis. Einige Energiemärkte legten aufgrund der kriegsbedingten Verknappung zumindest zwischenzeitlich deutlich zu.

Gold konnte zu Jahresbeginn seinem Ruf als sicherer Hafen in Krisenzeiten zwar nachkommen, verlor aber im weiteren Verlauf etwas an Glanz, da die gestiegenen Zinsen den Kurs belasteten und sich die Anleger nach besser verzinsten Alternativen umsahen.

Auch Immobilienaktien litten an dem wirtschaftlichen Umfeld. Steigende Zinsen, erschwerte Finanzierungsbedingungen, hohe Inflation und eine allgemein größere wirtschaftliche Unsicherheit drückten auf die Bewertungen.

Entwicklung der Savity-Portfolios

Savity Grow

Hohe Verluste für Tech-Aktien („Digitale Ökonomie“)
Wertentwicklung der Savity-Grow-Portfolios und der eingesetzten ETFs
4. Quartal
Gesamtjahr 2022
* währungsgesichert
Quelle: Eigene Berechnung, Depotbank, Infront. Die Wertentwicklung der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung zu. Bitte beachten Sie die rechtlichen Hinweise am Ende des Artikels.

Im Anleihensegment wurde weiterhin am Engagement in globalen Green Bonds, welche der Finanzierung von zukunftsgerichteten Umwelt- und Klimaprojekten dienen, festgehalten. Ebenso kamen je nach Portfoliovariante auch kurzlaufende europäische Unternehmensanleihen zum Einsatz, die eine geringere Sensitivität bezüglich Zinsänderungen als der breite Markt aufweisen.

Auf der Aktienseite bildeten Qualitätsaktien weiterhin einen Schwerpunkt. Diese sollten sich in einem unsicheren wirtschaftlichen Umfeld mit hohen Inflationszahlen und geringem Wirtschaftswachstum tendenziell besser entwickeln als der Gesamtmarkt.

Das Spektrum an Zukunftsthemen umfasste neben „Digitaler Ökonomie“ auch weiterhin die Bereiche „Alternde Gesellschaft“, „Intelligente Stadtentwicklung“ und “Saubere Energie“. Während die Veranlagung im Themenbereich der alternden Gesellschaft vor allem durch ihr Engagement im Gesundheitsbereich, der sich in einem schwierigen Umfeld oft als recht widerstandsfähig erweist, über das Jahr 2022 verhältnismäßig gut behaupten konnte, erlebten Anlagen im Themenbereich der digitalen Ökonomie deutliche Einbußen. Hier wirkten insbesondere die gestiegenen Zinsen als Gegenwind für Wachstumsindustrien wie IT und Software, da Anleger die zukünftige Unternehmensgewinne mit höheren Zinsen abdiskontierten, wodurch diese „weniger Wert“ wurden. Alternative Energien stiegen aufgrund der Versorgungsunsicherheit und der gestiegenen Energiepreise in 2022 an und performten somit besser als der Gesamtmarkt, gaben allerdings im 4. Quartal nach dem doch sehr deutlichen Rückgang der Rohölpreise nach.

Risikogemanagte Strategien

Alle Portfolios in 2022 mit niedrigeren Verlusten als der Gesamtmarkt
Wertentwicklung der Savity Classic, Green und Legends-Portfolios
4. Quartal
Gesamtjahr 2022
Quelle: Eigene Berechnung, Depotbank, Infront. Die Wertentwicklung der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung zu. Bitte beachten Sie die rechtlichen Hinweise am Ende des Artikels.

Die vorsichtige und eher defensiv ausgerichtete Portfoliostrategie wurde über das Jahr 2022 fortgeführt. Auf der Anleiheseite wurde darauf geachtet in kürzere Laufzeiten mit guter Bonität zu investieren, dadurch konnten die durch die Zinssteigerungen ausgelösten Kursverluste abgefedert werden.

Auch wenn viele der negativen Schlagzeilen von den Investoren bereits verdaut sein dürften, stellen die weitere Entwicklung der Inflation sowie eine möglicherweise herannahende Rezession weiterhin Risiken für die Veranlagung dar. Deshalb wurde auf eine breite Diversifizierung der Portfolien geachtet und auch höhere Bargeldbestände gehalten, die allerdings im 4. Quartal etwas reduziert wurden.

Savity Classic

Im Anleihensegment wurde im 4. Quartal das Engagement in globalen Staats- und Unternehmensanleihen etwas erhöht, da diese Anlageklasse aufgrund der gestiegenen Zinsniveaus wieder an Attraktivität gewonnen haben.

Aktienseitig lag der Schwerpunkt weiterhin auf Qualitätstiteln mit soliden Bilanzen und auf Dividendenpapieren, die zu einer gewissen Ertragsstabilität beitragen. Aktien von Schwellenländern wurden etwas zugekauft, da der schwächere US-Dollar in diesen Volkswirtschaften unterstützend wirkt.

Savity Green

Sowohl im Anleihen- als auch im Aktiensegment werden überwiegend Fonds eingesetzt, die in ihren Anlagezielen Nachhaltigkeitskriterien festgelegt haben. Über das Jahr 2022 hinweg konnten sich diese dem derzeitigen wirtschaftlichen Umfeld nicht entziehen und lieferten aufgrund ihrer Veranlagungspolitik (wie z.B. dem Ausschluss von fossilen Energieträgern und Rüstungsunternehmen, die 2022 ein gutes Jahr hatten) eine niedrigere Performance als der Gesamtmarkt. Im 4. Quartal wurde die Aktiengewichtung insgesamt beibehalten und etwas Schwellenländer-Aktien beigemischt.

Der Bargeldbestand wurde im Laufe des 4. Quartals zugunsten globaler Staats- und Unternehmensanleihen etwas abgebaut.

Savity Legends

Das Aktiensegment wurde im Laufe des 4. Quartals leicht angehoben und es wurden weiterhin Strategien gehalten, die sich in wirtschaftlich unsicheren Zeiten als widerstandsfähig erweisen sollten. Dazu zählen insbesondere Value-Titel, die sich durch eine günstige Marktbewertung auszeichnen, Dividendenpapiere und Qualitätsunternehmen mit soliden Bilanzen. Der Bargeldbestand wurde entsprechend reduziert.

Maximaler Wertrückgang risikogemanagter Strategien

Unsere Strategien konnten sich in dem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld dank der defensiven Positionierung und des modellbasierten Risikomanagements gut behaupten. Im Vergleich zu breiten Anlageklassen mit einem jeweils vergleichbaren Ertrags-/Risikoprofil verzeichneten unsere Portfolios sowohl im 4. Quartal als auch auf Jahressicht einen deutlich geringeren maximalen Wertrückgang.

Risikomanagement dämpfte Verluste
Maximum Drawdown (maximaler Wertverlust) risikogemanagter Savity-Portfolios und wesentlicher Anlageklassen
4. Quartal
Gesamtjahr 2022
* währungsgesichert
Quelle: Eigene Berechnung, Depotbank, Infront. Der Maximum Drawdown je Risikokategorie entspricht dem Durchschnitt der Anlageoptionen Savity Classic, Green und Legends je Risikokategorie. Die Wertentwicklung der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung zu. Bitte beachten Sie die rechtlichen Hinweise am Ende des Artikels.

Ausblick

Die Entwicklung der Kapitalmärkte im Jahr 2023 wird davon abhängen, wie deutlich eine globale Rezession ausfällt, wie schnell die Inflationszahlen zurückgehen und vor allem wie die Zentralbanken auf diese Situation reagieren.

Auf der Anleihenseite könnten sich aufgrund des höheren Zinsniveaus neue Chancen eröffnen. Die Kursentwicklung an den Aktienmärkten wird volatil bleiben. Die globale Konjunktur präsentiert sich bislang resilient, auch die Unternehmensgewinne zeigen sich noch relativ stabil. Ein starker Arbeitsmarkt, die zuletzt etwas gesunkene Gefahr einer Energiekrise in Europa und Chinas Aufgabe der Null-Covid-Strategie könnten unterstützend wirken.

Gerade in einem solchen wirtschaftlichen Umfeld ist es wichtig, einen gut diversifizierten Portfolioaufbau zu betreiben und sorgfältige Risiko- und Ertragsüberlegungen anzustellen. Ziel unseres modellbasierten Risikomanagements ist es, die Wertschwankungen im Portfolio zu begrenzen und dadurch eine verbesserte risikoadjustierte Rendite zu erzielen.

Für langfristig orientierte Investoren eignet sich die Investition in ein Savity Grow-Portfolio, da das systematisch durchgeführte Rebalancing langfristig positive Auswirkungen auf die Rendite hat für eine Risikosteuerung sorgt, indem die angestrebte Portfoliozusammensetzung laufend wiederhergestellt wird.

Warum man investiert bleiben sollte

Nach dem Sturm erholen sich die Märkte normalerweise von Verlusten
Entwicklung des US-Aktienindex S&P500 während und nach Krisen der letzten 50 Jahre
» Verluste wurden bei den darauffolgenden Markterholungen immer wieder aufgeholt. In allen letzten 5 Krisen haben die Märkte in den Jahren, die auf starke Marktkorrekturen folgten, starke Erholungen erlebt. Es empfiehlt sich investiert zu bleiben, um von der Erholung zu profitieren.
Quelle: Amundi Institute, Bloomberg. Stand der Daten: 2. Dezember 2022. Die Analyse basiert auf monatlichen Daten für den S&P500 Index Total Return Net in USD. Die Wertentwicklung der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung zu.

Für Anleger war das vergangene Jahr herausfordernd. Auch wenn die Verluste schmerzhaft sind, sollte man sich bewusst sein, dass Geldanlage ein Marathon und kein Sprint ist. Obenstehende Abbildung zeigt, dass Verluste in einem breiten Aktienindex in Krisenzeiten teils substantiell waren, aber in den Jahren, die auf eine Krise folgten, immer wieder aufgeholt wurden. Insofern gilt es in Zeiten wie diesen einen kühlen Kopf zu bewahren und langfristig zu denken.


Risikohinweis: Jede Kapitalveranlagung ist mit einem Risiko verbunden. Kurse können sowohl steigen als auch fallen. Die Wertentwicklung der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investments zu. Insbesondere kann die Erhaltung des investierten Kapitals nicht garantiert werden; es gibt somit keine Gewähr dafür, dass der Wert des eingesetzten Kapitals bei einem Verkauf dem ursprünglich eingesetzten Kapital entspricht. Bitte beachten Sie hierzu unsere Risikohinweise.

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